2. ADVENTSZEIT

Die Adventszeit läuft hier wirklich ganz anders ab als zu Hause. Die Weihnachtsdekoration war zwar schon Mitte / Ende November angebracht, doch konnte bei 32 Grad nicht so recht auf mich wirken, wenngleich alles wunderschön und stilvoll dekoriert und mit Hunderten roten Weihnachtssternen bepflanzt war. In Mexiko kennt man weder Adventskalender noch Adventskränze bzw. den Brauch, an den vier Sonntagen je eine Kerze anzuzünden. Eigentlich fehlt die Adventszeit hier komplett, weil es überhaupt keinen Brauch gibt, der sich auf die 24 Tage bzw. die Sonntage vor Weihnachten bezieht.

 

Aber meine Mama wäre ja nicht meine Mama, wenn sie nicht im Voraus an alles gedacht und mir natürlich etwas für die Adventszeit mitgegeben hätte. So hatte ich also selbst in der Ferne einen Adventskalender, ein Adventsbüchlein mit einem Text für jeden Tag und den sage und schreibe kleinsten Adventskranz der Welt! (Musste ja alles in den Koffer passen.) Da ich mein Zimmer natürlich mit Lichterkette und anderen weihnachtlichen Dingen geschmückt hatte und sogar gebrannte Mandeln und Erdnüsse finden konnte, hatte ich zumindest zu Hause ein bisschen Adventsstimmung, wenngleich der Dezember sonst vor allem viel Arbeit und wenig Ruhe bedeutete.

 

 

Das Einzige, was die Zeit vor Weihnachten hier traditionellerweise ausmacht, sind kleine Feste, die „posada“ heißen. Sie werden in allen möglichen Kreisen und in jedem Ausmaß gefeiert. So gibt es die Posadas, die innerhalb der Familie mit anderen Verwandten gefeiert werden, aber z.B. auch die Posada der Personalabteilung, die vielleicht die Leute der Buchhaltung dazu einlädt und und und… Auf diese Weise kommen die Menschen vor Weihnachten zusammen, doch das hat nichts Besinnliches, wobei man eben auch nicht vergessen darf, dass bei 32 Grad einfach nicht die heimelige, ruhige Atmosphäre entsteht, in der man sich zum Teetrinken und Plätzchen essen trifft. Nein, eine Posada dient eigentlich immer dem fröhlichen und ausgelassenen Zusammensein, einem reichlichen Essen und viel Bier und Tequila und möglichst viel mexikanischer Musik und Tanz bis in die Nacht.

 

Oft wird bei einer Posada auch eine Piñata zerstört. Piñatas werden in Mexiko ja bei fast jeder Festlichkeit aufgehängt, unabhängig davon, ob Kinder da sind oder nicht. Die bunt gestalteten Figuren aus Pappmaché sind mit vielen Süßigkeiten gefüllt und werden möglichst irgendwo an einer Decke oder an einem Seil befestigt. Dann werden nach und nach den Leuten die Augen verbunden, sie werden im Kreis gedreht und müssen anschließend versuchen mit einem Stock die Piñata zu zerschlagen bis die Süßigkeiten herausfallen. Dazu singen die anderen ein typisches Lied und klatschen in die Hände.

 

Posadas machen reichlich viel Spaß, aber wie gesagt, sie sind halt wenig „adventlich“. Das Einzige, was auf einer Posada an die Vorweihnachtszeit zu Hause erinnert und ein bisschen Sehnsucht nach dem Weihnachtsmarkt aufkommen lässt, ist der frisch gekochte Punsch, der zur Begrüßung getrunken wird. Mhmmm lecker.

 

Ich war insgesamt zu drei privaten Posadas eingeladen. Die Burschen von der Werkstatt (wir haben insgesamt 70 Handwerker / Hausmeister für unser Hotel!) haben mich eingeladen sowie unsere Bell Boys und die Damen aus der Telefonvermittlung.

 

 

Leider sind die Bilder etwas dunkel geworden, da ich meine neue Kamera immer noch nicht so recht durchschaut habe, aber ich glaube, man kann trotzdem erkennen wie meine Kollegin sich vergeblich bemüht, die Piñata zu treffen. Schließlich war ich an der Reihe und habe sie zerschlagen, juhuuu, meine erste Piñata! Da es allerdings ein Brauch ist, sich sofort auf die Süßigkeiten zu stürzen, war schon alles weg bis ich mich endlich von meiner Augenbinde befreit hatte, hahaha. Aber ich habe natürlich trotzdem was abbekommen. :-)

 

 

Die größte Posada war schließlich die vom Hotel. So wie bei uns vor Weihnachten oft eine Einladung zum Essen stattfindet, so wird hier eine riesige Posada veranstaltet. Man muss wissen, dass das Hotel sich das ganz schön kosten lässt, denn wir sind insgesamt über 700 Mitarbeiter und jeder erhielt eine Einladung mit Partner. Unser riesiger Parkplatz wurde umfunktioniert und mit etlichen Tischen und Stühlen bestückt, es gab Punsch zur Begrüßung und anschließend Buffet, eine riesige Bühne und Tanzfläche, Live Bands und DJ – eine Fiesta bis in den frühen Morgen. Das war schon richtig toll! Hatte allerdings meine Kamera vergessen, doch konnte von zwei Kollegen, Sherry und Alan, aus der Animation wenigstens 2 Fotos ergattern.

 

 

 

 

1. Hotel Neueröffnung
3. Titi's Shrimps
5. Heilig Abend
7. Silvester

2. Adventszeit
4. Sonnenuntergang
6. Erster Weihnachtsfeiertag