6. FREIZEIT

Puerto Vallarta ist eine Stadt, die niemals schläft und man kann sich kaum vorstellen, was hier jeden Tag los ist und wie viele junge Menschen jeden Abend ausgehen. Die Clubs haben 7 Tage in der Woche geöffnet und werden zwar freitags und samstags ein bisschen mehr frequentiert als an den anderen Tagen, aber eigentlich ist kaum ein Unterschied zu spüren, dadurch dass so viele junge Leute in der Hotellerie arbeiten und an ganz verschiedenen Wochentagen ihren freien Tag haben, plus die ganzen Touristen, die unterwegs sind.

 

Aber egal, ob frei oder nicht frei, die Latinos nehmen das ja alles nicht so ernst und so haben wir hier jeden dritten Abend Fiesta, ganz gleich, ob wir am nächsten Tag arbeiten oder nicht.

 

Abends trudeln wir meistens zwischen 17-19 Uhr zu Hause ein und sitzen dann am Pool zusammen oder in einem der Zimmer / Apartments. Saul, einer der Mexis, der in der Animation arbeitet, hat immer seine Gitarre parat und spielt und singt total gut. So verbringen wir manchen gemütlichen Abend alle zusammen.

 

Wenn wir ausgehen, haben wir stets die Qual der Wahl, in welches Städtchen wir fahren. Südlich von Nuevo Vallarta – wo wir arbeiten und wohnen – liegt Puerto Vallarta, wo neben den ganzen Bars vor allem die Clubs total lässig sind. Direkt an der Strandpromenade, luftig und offen gebaut, sodass man von der Tanzfläche aufs Meer sieht – herrlich! Weiter nördlich befinden sich Bucerías und Sayulita, zwei kleinere Fischer- und Surferdörfer, wo es sehr relaxed und tranquilo zugeht und wo man jeden Abend in eine andere Bar gehen könnte, um Salsa, Merengue, Bachata, Cumbia… zu tanzen. Jeden Abend spielen andere Bands live, entweder aus Kuba oder aus x anderen Ländern Lateinamerikas. Wer diese Musik und die Rhythmen so gerne mag wie ich, wird nachvollziehen können, dass wir mindestens 2 Mal die Woche zum Tanzen gehen.

 

Die drei Mädels, mit denen ich hier den meisten Kontakt habe, sind aus Australien und England. Aber die Jungs sind alle aus Mexiko und anderen Ländern Lateinamerikas (zu meiner großen Freude auch 2 aus Buenos Aires, mit denen ich in alten Erinnerungen schwelgen und von Argentinien schwärmen kann) und so werden wir Mädels natürlich ganz schön verwöhnt, denn die Jungs haben die Musik ja im Blut und es ist einfach nur genial mit ihnen tanzen zu gehen.

 

Mein Kollege Jorge, der auch als Concierge arbeitet, hat mich gleich schon am zweiten Abend mit nach Bucerías genommen und mir seine ganzen Freunde vorgestellt. Jorge ist eher der Chaot und der Verrückte unter uns. Toño, sein bester Freund, ist Künstler, malt echt irre gut und hat eine riesige Galerie, die wirklich beeindruckend ist. Er ist unser Philosoph und Denker und bereichert jedes Gespräch, während Jorge mich non Stopp zum Lachen bringt, weil er einfach die unmöglichsten Gedankengänge hat. Antonio, ein weiterer Freund, hat ein kleines Restaurant, wo er uns die leckersten Crêpes zubereitet. Er und seine Frau unterrichten außerdem Tanzen und wollen uns bald ein paar neue Schritte zeigen. Da freu ich mich schon drauf.

 

Ich hab also zum einen im Mitarbeiterhaus die Leute von der Animation, mit denen ich was zusammen unternehme, und zum anderen hab ich Jorge, der mich von Anfang an in seinen Freundeskreis integriert hat. Letzten Samstag wurde ich sogar zu einer Hochzeit miteingeladen und es war echt das Erlebnis schlechthin. Die Hochzeit und die Party waren direkt am Strand unter Palmen, alle Gäste sind in Weiß gekommen und wir feierten die halbe Nacht. Es war wirklich speziell, denn es haben ein Ami und ein Mexi geheiratet und von dem Ami war die ganze Verwandtschaft aus den Staaten angerückt und von dem Mexi war natürlich auch die ganze Sippe angereist, plus der bunt gemischte Freundeskreis. Beide sind Köche und so kann man sich denken, dass sie auf das Essen großen Wert gelegt haben, hmm nam nam es war einfach nur lecker. Und dann die Fiesta, die mit drei Mariachi begann und schließlich von einem DJ fortgesetzt wurde. Selbst die Großeltern und Eltern zogen sich die Schuhe aus und Groß und Klein tanzte unter dem klaren Sternenhimmel – es war zum Dahinschmelzen.

 

Wenn man abends am Pool zusammensitzt oder ins Städtchen ausgeht, vergisst man nicht selten, dass man tagsüber arbeiten war. Die Atmosphäre hat so viel von Urlaub, dass man in seiner Freizeit komplett abschaltet und es einfach nur genießt hier zu sein. Wenn der Wecker dann am nächsten Morgen klingelt und man noch ein bisschen verpeilt ins Hotel tappst, holt einen die Realität zwar wieder ein, aber das ist nicht schlimm, denn auch die Arbeit macht super viel Spaß. Jeden Tag lerne ich neue Leute kennen und so vergrößert sich mein Bekanntenkreis peu à peu und die Liste der Kontakte in meinem Handy wird immer länger. Ich bin jetzt wirklich richtig angekommen und mitten drin in meinem Leben hier und es ist einfach nur wunderbar!

 

1. Los geht's
3. Hotel Marival
5. Ein Arbeitstag
7. Kein Wasser im Hotel

2. Die erste Woche
4. Concierge
6. Freizeit