7. KEIN WASSER IM HOTEL

Oh am Samstag ging es heiß her: Ich hatte um 9 Uhr meinen Dienst und ging nach dem Frühstück noch kurz auf die Toilette zum Händewaschen. Doch da kam kein Wasser. In dem Moment dachte ich einfach nur, lieber Gott, lass das bitte nur hier aufm Klo kaputt sein und nicht im ganzen Hotel. Ich lief schnell zu unserer Rezeption und konnte schon aus der Entfernung sehen, dass meine Kollegin einen dezent gestressten Eindruck machte und mir war klar: wir haben kein Wasser im Hotel. Oh mein Gott. Ich hätte mich am liebsten auf dem Absatz umgedreht, denn eins war klar, das würde nicht mein Lieblingstag werden.

 

Sogar die Geschäftsführerin wuselte bei uns an der Rezeption herum und half, wo sie nur konnte. Außerdem rief sie einen weiteren Concierge an, der sofort kommen musste und so waren wir drei Concierges, die mit Händen und Füßen versuchten, die Gäste zu beruhigen und zufrieden zu stellen.

 

Was war passiert? Ein Rohr war kaputt (was auch immer genau kaputt war, hab ich nicht verstanden und war mir auch relativ egal) und das schon seit kurz nach Mitternacht. Ich habe keine Ahnung, was die Leute von der Reparatur veranstaltet haben, aber ich fürchte, sie haben sich wie üblich nicht aus der mexikanischen Ruhe bringen lassen. Um 9 Uhr hieß es, „ja ja, das haben wir gleich, wir werkeln ja schon seit Stunden dran, gegen 10 Uhr habt ihr wieder Wasser“. Wir also die Gäste beruhigt: um 10 Uhr gibt’s wieder Wasser.

 

Um 10 Uhr gab’s natürlich kein Wasser weit und breit. Dies betraf zum Glück „nur“ das Gebäude, in welchem auch wir unsere Rezeption haben, doch abseits der ganzen Hotelzimmer, befinden sich hier auch die Hauptküchen und die Wäscherei, die so langsam aber sicher wahnsinnig wurden. Für die Küche wurde Containerweise Wasser angeschleppt, damit der Betrieb irgendwie weitergehen konnte, die Wäscherei musste vorübergehend ihre Arbeit einstellen, sprich wir konnten auch den Gästen nicht den täglichen Wäscheservice anbieten.

 

Als die Jungs von der Reparatur um 10 Uhr verkündeten, dass es vielleicht doch bis 11 oder halb 12 dauern könnte, mussten wir eine Lösung finden, denn so lange konnten wir die Gäste nicht mehr um Geduld bitten. Check-Out ist um Zwölf und natürlich gewährten wir heute allen Gästen einen kostenfreien Late Check-Out, doch diejenigen, die nun mal auf einen Flieger mussten, konnten wir schlecht bitten, sich erst zu duschen, wenn wieder Wasser vorhanden sein würde.

 

Was tun in einem Hotel, das in dieser Nacht eine Belegung von 86% hatte? Mit Ach und Krach schafften wir es, 5 leer stehende Zimmer bzw. Suiten mit 2-3 Bädern zu organisieren, die nun im Halbstundentakt den Gästen zur Verfügung gestellt wurden. Das Housekeeping war auch nicht gerade begeistert, weil es neben dem normalen Tagesablauf nun auch noch alle 30 Minuten die Gästezimmer nach jedem Gast reinigen musste. Wir hatten alle Hände voll zu tun, die Leute auf die verschiedenen Bäder zu verteilen und einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

 

Natürlich durften wir uns allerlei anhören, denn die Leute sind im Urlaub und haben – bis auf wenige Ausnahmen – einfach kein Verständnis, wenn was kaputt geht. Viele waren auch verärgert, weil wir stets neue Aussagen darüber machten, wann das Wasser wieder funktionieren würde. Das hat mich persönlich auch verärgert und ich empfand es als geradezu typisch lateinamerikanisch, dass die benötigte Zeit für die Reparatur im Stundentakt nach oben korrigiert wurde als schlicht und einfach von Anfang an zu sagen: vor Nachmittag gibt’s kein Wasser. So hatten wir nicht nur den Ärger der Leute am Hals, dass das Wasser fehlte, sondern vor allem auch den Ärger darüber, dass unsere Aussagen nicht zuverlässig waren.

 

Um Viertel nach Zwei hatten sie es schließlich geschafft und alle konnten wieder ihre Arbeit aufnehmen und wir mussten die Leute nicht länger auf andere Zimmer zum Duschen schicken. Gott sei Dank. Doch der Stress war noch nicht vorüber, denn genau an diesem Tag fand eine große Hochzeit statt und zwar um 17 Uhr. Das Paar war mit 40 Gästen angereist, die alle wahnsinnig wurden, weil sie sich nicht richten konnten und, was noch viel schlimmer war, die ihre Kleidung heute nicht zur Wäscherei hatten geben können. Diese war nun ab 14 Uhr so beschäftigt, die eigentliche Arbeit zu bewältigen, dass wir keinen Service anbieten durften – auch nicht zum Bügeln. Man stelle sich vor, dass die halbe Verwandtschaft zwei Stunden vor der Hochzeit gleichzeitig auf die Idee kommt, dass man das Kleid oder den Anzug noch bügeln sollte…

 

Natürlich haben wir Bügeleisen und Bügelbretter vorrätig, die wir jederzeit über das Housekeeping auf die Zimmer bringen lassen. Aber 20 haben wir nicht und so klingelten unsere Telefone ununterbrochen und die Hochzeitsgesellschaft wurde immer gereizter, weil sie so einen Stress hatte, sich fertig zu machen und wir einfach keine Bügeleisen mehr schicken konnten.

 

Ach je, schließlich wurden dann aber doch alle irgendwie fertig und sahen hübsch aus und Dank dessen, dass die Standesamtbeamtin natürlich auch nicht pünktlich kam, ging sich dann alles irgendwie aus.

 

An diesem Abend bin ich tatsächlich ziemlich müde ins Bett gefallen, hahaha!

 

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