2. BUENOS AIRES

Buenos Aires hieß uns schon am ersten Tag mit hochsommerlichen Temperaturen willkommen und beglückt uns nun seit zwei Monaten fast durchgehend mit Sonnenschein. Es ist herrlich! Nun wird es allerdings langsam „herbstlich“, d.h. es ist zwar immer noch badwarm, aber es gibt den ein oder anderen Regentag pro Woche.

Beim Anflug auf Buenos Aires wurde uns ein graues Bild einer nicht zu enden scheinenden Stadt geboten. Buenos Aires ist riesig! Im Großraum leben 13 Millionen Menschen, in den zentralen Vierteln 3 Millionen. Es ist einfach unglaublich wie viele Menschen hier täglich unterwegs sind. In der U-Bahn ist es meistens ein Gedränge und zu Stoßzeiten viel mehr ein „Gequetsche“. Auf dem Gehweg bahnt sich jeder irgendwie seinen Weg durch die teils hektischen, teils gelassenen Porteños (Leute aus Buenos Aires) und auf den Straßen ist ständig ein unvorstellbarer Verkehr.

In den zwei Monaten konnte ich mich immer noch nicht an den lebensgefährlichen Fahrstil gewöhnen und so halte ich bei fast jeder Taxifahrt irgendwann mal kurz die Luft an, weil ich denke, jetzt muss es gleich krachen. Wozu es Fahrspuren gibt, scheint den Porteños ein Rätsel zu sein, denn es wird von rechts nach links und wieder zurück gewechselt wie es grad lustig ist und Hauptsache noch über die doppelt durchgezogene Linie! In Kurven fährt man nicht auf seiner Spur im Bogen weiter, sondern kreuzt geradeaus die anderen Fahrbahnen, Hauptsache es geht schnell und direkt.

An Sonn- und Feiertagen ist die Stadt allerdings wie ausgestorben: kein Laden hat geöffnet und nur vereinzelt sieht man Autos. Das kommt daher, weil Porteños in ihrer Freizeit gerne mal aus der Stadt flüchten und sich an der Küste oder irgendwo im Grünen aufhalten. Es gibt aber auch in der Innenstadt sehr schöne und große Parkanlagen, in denen man ein bisschen Sonne tanken und in einem Café einen frisch gepressten Saft trinken kann.

Manchmal essen wir sonntags auch auswärts, weil das Essengehen hier ja vergleichsweise billig ist. Pastagerichte gibt es ab 2,50 Euro (und es ist genug zum Sattwerden!) und Fleisch und Fisch ab 5 Euro. Wenn man dann doch mal 8-10 Euro zahlen sollte, kann man sich sicher sein, dass man einen Teller bekommt, der so voll ist, dass er tatsächlich fast überläuft!

Wir wurden noch in keinem Restaurant enttäuscht, im Gegenteil, es schmeckt überall viel zu gut! Und ich fange an, mich daran zu gewöhnen, regelmäßig ein ordentliches Stück Fleisch zu essen, was ich mir ja sonst in Innsbruck höchst selten koche. Aber hier schmeckt es einfach so lecker und es passt so herrlich zum Sommer, draußen zu sitzen und frisch vom Grill ein gutes Stück Rind zu essen, dass es schon fester Bestandteil meines Alltags geworden ist.

Buenos Aires ist - je nach dem in welchen Vierteln man sich um welche Uhrzeit aufhält (oder eben besser nicht aufhält…) - eine sichere Stadt und ich fühle mich sehr wohl. Es ist zwar ungewohnt, in einer solchen Großstadt zu leben, doch für ein halbes Jahr macht es mir Spaß und es ist eine besondere Erfahrung. Die Polizeipräsenz ist unglaublich und sorgt für - zumindest ein Gefühl von - Sicherheit. Hier im Zentrum steht wirklich an jeder Ecke ein Polizist, vor allem wenn Banken oder Wechselstuben in der Nähe sind. Um die vielen Parks stehen sie rundherum, vor unserer Uni halten sich grundsätzlich zwei bis drei Polizisten auf und in den Fußgängerzonen gehen sie auf und ab. Zudem gibt es die extra Sicherheitsmänner (Sagt man auf Deutsch „Sicherheitsmann“?) an den Eingängen von Banken, Firmen, Läden, Supermärkten, …, überall. Vor dem Haus des Präsidenten kann man mit etwas Glück sogar seine Garde marschieren sehen.

Argentinien hat sich von seiner Finanz- und Wirtschaftskrise 2001 erholt und blickt optimistisch in die Zukunft. Der Peso hat sich stabilisiert und bewegt sich nun im Verhältnis 3:1 zum US$ und 4:1 zum €. Für uns macht das den Aufenthalt natürlich sehr angenehm, da fast alles um ein weites günstiger ist als zu Hause. Trotz dessen, dass sich das Land beruhigt hat, treten aber immer noch Situationen auf, die von der Krise zeugen. So zum Beispiel das Bargeld, welches selbst in der Hauptstadt vergriffen sein kann. Es ist nicht unüblich, dass Bankautomaten leer sind. Einmal haben wir erlebt, dass ein ganzes Wochenende lang kein Bargeld verfügbar war. Das ist dann schon ein komisches Gefühl, wenn man einkaufen gehen möchte und Geld braucht und schlicht und einfach keines abheben kann. Da ist es dann gut, wenn man irgendwo noch ein paar Peso versteckt oder ein Päckle Nudeln und rote Soße im Vorrat hat.

 

1. Abschied von Österreich
3. Unsere Wohnung
5. Universität
7. Freizeit - Fiesta
2. Buenos Aires
4. Einweihungsparty
6. Freizeit - Radtour